Bauarbeiten am Nordstrand

Och nein, nicht schooon wieder!

So hört man manchen Gast stöhnen, der die Bagger und Radlader zwischen dem Hotel Georgshöhe und dem Riffkieker entdeckt. Erst wurde der Sand mühselig aufgespült, den die Nordsee bei verschiedenen Sturmfluten regelmäßig erbeutet, dann die Deichkrone zwischen Café Cornelius und der Strandstraße auf 9,30m über NN erhöht, gerade ist man damit fertig, da wird die untere Promenade zwischen dem Schart Moltkestraße und Januskopf aufgerissen - was bauen die denn da??

Überließe man die Inseln ihrer natürlichen Entwicklung, so würden sie im Westen abgetragen und der Sand am östlichen Ende vor dem nächsten Gat, der Wattenentwässerungsrinne zwischen den Inseln, wieder angeschwemmt (auf Norderney etwa in Höhe der Weißen Düne); die Insel "wandert" quasi nach Osten. Die ersten Fischer siedelten daher auch in Mitten der Insel, allerdings rückte die Nordsee den Behausungen immer näher. Als sich der Blanke Hans 1840 die letzten Dünen holt, steht die See quasi im Dorf. Norderney ist bereits seit 1797 staatlich anerkanntes Seebad, und so machen sich viele Gäste und Einheimische für eine adäquate Befestigung des Inselfundaments stark. 1858 begann man mit dem Bau massiven Deckwerks, heute sichern ein fast 5km langes Uferschutzwerk und 32 Buhnen die Insel gegen Ströhmungen und Wellen.

Diese sind naturgemäß erheblichen Einflüssen der See ausgesetzt. Die starke Strömung zwischen den Inseln hat etwa das Norderneyer Riffgat bis zu einer Tiefe von stellenweise 25 Metern ausgewaschen! Der Inselsockel muß bis in diese Tiefe befestigt und regelmäßig gewartet werden; Schäden am Deckwerk würden recht bald den Bestand der gesamten Insel gefährden. So wird der Inselschutz regelmäßig kontrolliert und Schäden alsbald behoben.

Von Zeit zu Zeit reicht Flickwerk allerdings nicht mehr aus, eine Grundinstandsetzung wird fällig. Bei dieser Gelegenheit werden nicht nur die neueren Erkenntnisse der Strömungsforschung in die Planungen eingebracht, auch den Erfordernisse der touristischen Nutzung muß Rechnung getragen werden, will sagen: Das, was da gebaut wird, muß funktionell und ansehnlich zugleich sein.

Wer von der Strandstraße über die 1858 erbaute Promenade bis zur Moltkestraße spaziert kann gut das aus Sandsteinquadern bestehende S-Profil erkennen, das am Fuß durch große Basaltsteine gesichert wird. Östlich vom Hotel Georgshöhe bis etwa zur Höhe des Übergangs zur Tollestraße (östl. des Corneluis) besteht das Profil aus rotem Backstein, der insbesondere im Bereich bis zum Riffkieker (Januskopf) den Sturmfluten direkt ausgesetzt ist. Dort haben sich auf etwa 540m Länge in den vergangenen Jahren erhebliche Schäden gezeigt, die nun zu den aktuellen Bauarbeiten führen.

Das Klinkerdeckwerk im S-Profil wird durch modernes Schrägdeckwerk mit schweren Wasserbausteinen ersetzt, die Rampe am Riffkieker bleibt erhalten. Dabei werden die abgetragenen Ziegel geshreddert und als verfestigte Unterlage wiederverwandt. Das Ganze wird vom Land, Bund und Europäischer Union bezahlt und soll bis Oktober 2011 fertig gestellt sein.

Da der Inselschutz in Zeiten des Klimawandels auch Schutz der Küsten ist, sind diese Bauarbeiten, die man natürlich nicht in der Sturmflutsaison ausführen kann, enorm wichtig. Es wird wohl nicht die letzte Maßnahme sein. Bleibt also nur, gespannt das Ergebnis abzuwarten und solange unsere Gäste um Verständnis für ein paar Bauzäune vor der Kulisse des Meers in diesem Abschnitt zu bitten...