weit gereister Tee

Als im Exil lebender Ostfriese fehlt einem manches, was zum täglichen Wohlfühlen einfach dazu gehört. Kein Wunder also, daß die liebe Verwandt- und Bekanntschaft eine Liste der zu importierenden Dinge mitbekommt wenn sie 'nach Hause' fährt. So erklärte sich auch mein Freund Stefan bereit, für ausreichende Mengen Emder Matjes und Onno Behrends Gold zu sorgen, was es beides hier im Rheinland nicht zu kaufen gibt.

Nunja, seine Ausrede, warum es keinen Fisch gab, klang halbwegs glaubhaft, aber warum er keinen Tee mitgebracht hatte, konnte selbst er nur mit einer teilweisen Amnäsie erklären. Ihm war die Sache aber doch soviel wert, daß er sich ans Telefon hängte und tatsächlich einen Händler fand, der ihm 2 Pakete per Post schickte. Die deponierte er sorgsam im Kofferraum seines Wagens zwecks baldiger Übergabe.

Doch entweder kam er zu mir aus guten Gründen ohne fahrbaren Untersatz oder das Päckchen wurde schlicht vergessen; so fuhr es auf Dienstreise ins polnische Krakau und anschließend auf Urlaub nach Schottland! So geht das nicht weiter, dachte Stefan sich und drückte das Päckchen unserer Freundin Susanne in die Hand, die glaubhaft versicherte, es alsbaldigst zuzustellen. Das Päckchen fuhr im Kofferraum von Susannes Wagen zunächst nach Fontainebleau (bei Paris) und dann - halten Sie sich fest - auf einen Wochenendurlaub nach Greetsiel! Schließlich landete der weitgereiste Tee tatsächlich bei mir, getrunken wurde er u.a. in Friesland (also in den Niederlanden) und auf einer Skihütte in Österreich.

Da soll mal einer sagen, die Ostfriesen kämen nicht ganz schön herum in der Welt. Zumindest ihr Tee ist hin und wieder schon an Orten gewesen, wo unsereiner wohl nie hinkommen wird...